#NoTraceOfYou

30 August 2022

Gedenken an vermisste Migrant*innen / Unterstützung ihrer Familien / Vermisst, aber nicht vergessen

Im Jahr 2021 starben oder verschwanden fast 3.300* Migrant*innen bei dem Versuch, Europa zu erreichen. Das Äquivalent einer überfüllten Fußballtribüne. Diese erschreckende Zahl — sie entspricht dem Fassungsvermögen eines Ozeandampfers oder einer Fußballtribüne — stellt nur dokumentierte Fälle dar. Die tatsächliche Zahl der Menschen, die entlang der Migrationsroute nach Europa vermisst werden, ist viel höher. Seit 2014 sind Zehntausende von Migranten verschwunden, ohne dass man je wieder von ihnen gehört hat. Ihre Familien müssen täglich das Warten auf Nachrichten ertragen und sich an die Hoffnung klammern.

*Zahlen aus dem „Missing Migrants Project“/ „International organization for migration“ (IOM)


Solange Menschen gezwungen sind, ihr Leben auf gefährlichen Migrationsrouten zu riskieren, wird die Zahl der Opfer weiter steigen.


Kontaktverlust — die fünf Hauptgründe:
● Verlust des Mobiltelefons oder des Passworts
● Verlust der Kontaktdaten der Familie oder der geliebten Menschen
● an den Grenzen getrennte Familien
● Inhaftierung
● Tod


Die Familien von Vermissten befinden sich in einem Schwebezustand


Ist er/sie tot oder lebt er/sie? Das endlose Warten und die Mischung aus Hoffnung und Sorge, die Familien von Vermissten erleben, bezeichnen Psychologen als „unklaren Verlust“. Ohne einen Beweis dafür, was mit ihren Angehörigen geschehen ist, können die Menschen nicht anfangen zu trauern. Unabhängig davon, wie viel Zeit vergangen ist, brauchen die Familien Unterstützung und Antworten, um sich mental zu erholen und weiterzumachen. Es liegt in erster Linie in der Verantwortung der Staaten, den Familien Antworten zu geben.
Was die Familien der Vermissten durchmachen:
● Psychischer Schmerz aufgrund des unklaren Verlusts und der Unmöglichkeit zu trauern
● Risiko der Verarmung
● Stillstand des Lebens (Erbschaftsprobleme, rechtliche Hürden, Unmöglichkeit, wieder zu heiraten)

Wir arbeiten, um den Familien Antworten und Unterstützung zu geben


Trace The Face: eine spezielle Webseite für Familien, die nach ihren Angehörigen suchen
Seit mehr als 150 Jahren helfen das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und die nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften dabei, Menschen ausfindig zu machen, die durch bewaffnete Konflikte, Naturkatastrophen oder entlang von Migrationsrouten getrennt wurden, und sie wieder mit ihren Angehörigen in Kontakt zu bringen. Die Abteilung „Restoring Family Links“ soll verhindern, dass Menschen vermisst werden, den Familien helfen, durch Telefonate und den Austausch von Nachrichten in Kontakt zu bleiben, vermisste Personen aufzuspüren und die Familien zu unterstützen.
Als Reaktion auf die wachsende Zahl von Menschen, die auf Migrationsrouten vermisst werden, wurde 2013 ein spezielles Onlinetool eingerichtet. „Trace the Face“ soll Menschen bei der Suche nach Angehörigen helfen, die auf der Migrationsroute nach Europa vermisst werden oder von denen sie getrennt worden sind. Im Durchschnitt wird jede Woche eine Familie dank der „Trace the Face“ -Webseite wieder zusammengeführt.


Es ist einfach, uns bei unserer Arbeit zu unterstützen


Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond wollen dazu beitragen, das Schicksal vermisster Menschen zu klären und ihren Familien Antworten zu geben. Es gibt nichts Bewegenderes und Schöneres als die Freude, wenn eine Familie endlich wieder vereint ist. Es gibt zwar nichts Schwierigeres, als die Nachricht, dass ein geliebter Mensch nicht mehr zurückkommt, aber es ermöglicht den Familien zumindest, zu trauern und nach vorne zu schauen.
Um noch mehr Familien helfen zu können, müssen wir unsere Abteilung „Restoring Family Links“ bekannter machen. Hier können Sie helfen. Die Aufgabe ist ganz einfach: Sie können unsere Arbeit bekannt machen und das Bewusstsein für dieses — häufig vernachlässigte — Problem und die von uns angebotenen Dienste schärfen. Teilen Sie diese Kampagne !