10 Oktober 2025
Zeina ist Psychologin und auf Psychotraumatologie spezialisiert, insbesondere im interkulturellen Kontext. Sie bietet psychologische Begleitung für die Hilfeempfängerinnen des Dienstes LISKO an und erklärt, warum die Berücksichtigung der psychischen Gesundheit im Integrationsprozess von Geflüchteten so wichtig ist.
Nach welchen Kriterien können Personen psychologische Sitzungen bei dir in Anspruch nehmen?
„Ich begleite Geflüchtete und Migrantinnen bzw. Migranten des LISKO-Dienstes, bei denen ihre Sozialarbeiter:innen eine psychische Belastung festgestellt haben. Wir haben unsere Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter kürzlich darin geschult, Verwundbarkeiten besser zu erkennen und zu lernen, wie sie in diesem interkulturellen Kontext psychologische Unterstützung anbieten können.
Außerdem beteilige ich mich an der Schulung ‚In der Haut eines Flüchtlings‘, um Fachleute für die Problematik des Psychotraumas und die Auswirkungen psychischer Belastungen auf soziale und berufliche Integration zu sensibilisieren.“
Wie wichtig ist deiner Meinung nach die psychische Gesundheit für die Integration von Geflüchteten?
„Psychische Gesundheit ist keine Nebensache. Wenn wir Integration und soziale Teilhabe fördern wollen, müssen wir auch die psychologische Ebene berücksichtigen. Wie soll sich jemand integrieren, wenn psychische oder psychosomatische Symptome überwiegen und fälschlicherweise den Eindruck von Unmotiviertheit, Faulheit oder Ausnutzung des Systems vermitteln?
Die Schulung von Fachkräften, um solche Symptome zu erkennen, die die Integration behindern können, ist daher entscheidend.“
Was sind die häufigsten Gründe für eine Beratung und welche Therapieformen wendest du an?
„Die häufigsten Probleme sind Psychotraumata, Depressionen und Angststörungen. Ich treffe auch Menschen, die sich in akuten Krisen befinden – mit suizidalen Gedanken oder Wahnvorstellungen, die eine Hospitalisierung erforderlich machen. Nach meiner Erfahrung stehen diese Störungen meist in Zusammenhang mit traumatischen Erlebnissen im Herkunftsland oder während der Flucht.
Ich arbeite eng mit Psychiaterinnen und Hausärztinnen bzw. Hausärzten zusammen, da psychische und körperliche Gesundheit untrennbar miteinander verbunden sind. Psychoedukation spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie hilft, Betroffene zu beruhigen und den Zusammenhang zwischen Körper und Geist einfach und verständlich zu erklären.
Außerdem wende ich Stabilisations- und Entspannungstechniken an. In bestimmten Fällen nutze ich die EMDR-Methode (“Eye Movement Desensitization and Reprocessing”), die sich als sehr wirksam bei der Behandlung von Psychotraumata erwiesen hat.“